Die Wohltat des Schlenderns für Mensch und Stadt.

Schlendern ist Luxus.

Ja, willkommen in der Ruhe. Früher tauchte in Verbindung mit dem Schlendern auch gerne das Flanieren auf. Durch die Stadt flanieren. Heute auf neudeutsch trifft man auch auf den Begriff »Waldbaden« und setzt dann gleich mal wieder unnötig einen drauf tendiert schon wieder so etwas in diese Öko-Ecke hinein. Aber gut, jedem das Seine. Interessanter Weise trifft man auf Google auch sehr schnell auf den deutschen Sänger Konstantin Wecker, der mit seinem Song schon förmlich zum »Schlender-Platzhirsch« geworden ist. Aber auch die Sängerin Ulla Meinecke widmet sich dem Schlendern und nennt ihren Song »Schlendern ist Luxus«, was wieder ein Post des Videos wert ist, da schon alleine der Titel des Songs voll und ganz in die Wunde unserer Gesellschaft passt.

Der Dampf in den Gassen einer Stadt.

Bei uns in der Agentur, Marke Mensch Natur aus Karlsruhe, haben wir das Schlendern im Sommer 2019 eingeführt. Wenn es passt und sich alles frei und ungezwungen anfühlt, dann darf man ab Freitag Nachmittag auch einfach mal gerne gemütlich rüber in den Park oder in den Wald schlendern. Oder auch direkt durch die City, um einfach mal wieder etwas angestrengte und gesellschaftskritische Luft einzuatmen. Sozusagen um den Dampf in den Gassen zu spüren, der sich durch die überhetzten Seelen der Stadt angestaut hat, die scheinbar nicht mehr so recht zur Ruhe kommen können oder wollen. Jene Dinge achtsam wahrnehmen und betrachten, die einen stören, um dem eigenen Organismus zu signalisieren, was ihm eigentlich nicht gut tut. Eben lernen und reifen durch das bewusste Wahrnehmen.

Bild – Alleine sitzender Mann am Straßenrand

Schlendern für die Achtsamkeit und die geistige Beweglichkeit.

In unserem Beruf muss man immer wieder mal etwas absolut Gegenteiliges tun, um die Kreativität entweder zu entladen (zu viel im Kopf), oder sie wieder aufzuladen (Mattscheibe). Um aufnahmefähig zu bleiben, darf der Mensch nicht unter permanentem Druck funktionieren, ansonsten kann das bewirken, dass er irgendwann »durchknallt oder ausflippt« oder von innen förmlich zerfressen wird, weil der unterdrückte »Dampf im Kessel« aufgrund gelernter und manierlicher Gesellschaftsregeln kein Ventil findet. Für die geistige Beweglichkeit kann schlendern z.B. für uns als Designer etwas sehr vorteilhaftes sein. Und da jeder irgendwo ein Gestalter ist, ist diese geistige Beweglichkeit nicht nur für Designer von Vorteil.

Bild – stilvoll gekleideter Mann in einem nostalgischen Plattenladen

Schlendern fürs Gemüt.

Durch den Alltag „schlendern“ – wer macht das heute überhaupt noch? Und zwar so, dass er kein schlechtes Gewissen dabei hat, die Zeit arbeitet dagegen und man verpasst womöglich etwas. Schlendern Rentner locker und flockig durch den Alltag? Oder schleppen die sich mehr und warum? Diese Frage gründet auf Beobachtungen, die man auf den Straßen unserer Gesellschaft wahrnehmen darf. Aus dem Gedanken des losgelösten Schlenderns, entsprang auch unser Gedanke, dass Schlendern nichts anderes ist wie „Loslassen“ und „Entspannen“.

Bild – Menschen laufen auf der Straße

Heisst – es ist ein Ansatz der zu Heilung der inneren Welt beitragen kann. Nein, nicht kann, sondern beiträgt, wenn man es richtig macht. Alleine für sich selbst zu schlendern ist supertoll. Diese Ruhe im Wald oder sonst wo, dieses Nichtstun, diese immer mehr zunehmende Erholung und Befreiung von Alltagslasten. Endlich mal den ganzen Scheiss abzuschütteln und sozusagen „Rauszuschleudern, äh zu Schlendern“, was den Körper verhärtet. Die tägliche Büro-Hockerei sollte mehr zur Lockerei werden – immer mal wieder, und eigentlich so oft es geht.

Bild – ein junger Typ raucht eine E-Ziggarette

Gemeinsam schlendern. Geht das überhaupt?

Wer einmal zu zweit oder in einer Gruppe bewusst sagt »lasst uns schlendern«, der wird meistens feststellen, das jede Person mit ihrem eigenen Energielevel unterwegs ist – oder nennen wir es lieber »Anspannungslevel«. Während die eine Person schon recht gemütlich läuft, zieht die anderen vielleicht schon drei Schritte voraus davon. Wirkliche Langsamkeit muss schon fast wieder gelernt oder trainiert werden. Die meisten werden sich dann aber fragen, warum sie das überhaupt tun sollen? Die Gegenfrage könnte lauten: »Quälen Dich manchmal irgendwelche Verspannung in Deinem Körper?« Anspannung und Entspannung sind sehr eng miteinander verbunden und es ist gut, beide Gefühl im Körper zu kennen und sie vor allem auch richtig und bewusst wahrnehmen zu lernen. Erst dann lässt sich beurteilen, in welchem Zustand man sich aktuell befindet.

Gemeinsam schlendern geht schon – sofern alle Lust und Laune darauf haben als »Schlender-Gäng« einfach mal drauf los zu ziehen. Einfach mal los schlendern. Im Wald, in Parks, in der Fußgängerzone, durchs Kaufhaus, einfach überall dort, wo man mit beiden Füßen auf dem Boden stehen, und sich irgendwie schlendernd fortbewegen kann.

Bild – zwei Jungs mit Rucksack und Gitarre über der Schulter laufend auf der Straße

Man kann gemeinsam zu einem Café schlendern, oder durch die halbe Stadt, um neue Orte zu entdecken. Man kann schlendern und glotzen, schlendern und lachen, schlendern und tratschen, schlendern und hören, schlendern und riechen, schlendern und entdecken, schlendern und singen, schlendern und hüpfen, schlendern und schweigen oder schlendern und sich wundern. :) Vor allem letzteres ist ein netter Nebeneffekt, der sich beim Schlendern einstellt – das Wundern. Man wundert sich zum Einen, warum man überhaupt nicht mehr schlendert? Denn es tut doch eigentlich auch gut. Oder man wundert sich, weil keiner mehr schlendert um einen herum, sondern nur noch hetzt und schon fast rennt. Man wundert sich, dass man vor dem Schlendern körperlich angespannter war, und wundert sich noch mehr, warum sich viele andere so angespannt durch die Welt bewegen? Man wundert sich, warum man plötzlich das Gefühl von mehr Zeit hat, obwohl man zu Beginn innerlich am liebsten schon wieder etwas anderes gemacht hätte. Man wundert sich, warum die Wahrnehmung feiner wird, und man fragt sich irgendwann, warum man eigentlich nicht schon früher zum Schlenderheimer geworden ist?

Schlendershopping – mitmachen erlaubt.

Eine Idee für jede Stadt wäre doch eigentlich, einmal ganz bewusst Schilder aufzustellen auf denen steht »Schlendern erlaubt«. Ein Aufruf zu weniger Hetzterei in der City, zu mehr Coolness und zu mehr Aufmerksamkeit gerade auch mal vor jenen Geschäften Halt zu machen und wieder in den »Entdeckungsmodus zu gehen«, an denen man förmlich »vorbei rennt«. Vielleicht kann das Schlendern durch die City so auch dem Einzelhandel zu neuen und inspirierten Kunden verhelfen, die plötzlich wieder mehr lokal einkaufen, anstatt jede Kleinigkeit in den großen Online-Shops zu bestellen. Wie es um die Innenstädte bestellt ist, zeigt ein kurzer Bericht in Zeiten von Corona.

Voraussetzung wäre dabei, dass sich der Einzelhandel und die Stadt dabei irgendwie einig wären. Wieder mehr auf Stil, Qualität und Service in der Innenstadt zu setzen, was in vielen Städten inzwischen leider schon am Aussehen der Ladengestaltung scheitert. Zu viel Ramsch, zu viel billig zu wenig Bock. Doch auch Ramsch darf am Ende einen gewissen Stil haben, denn jeder hat doch irgendwie auch seine Zielgruppe. Und all diese Zielgruppen lieben es doch auch, wenn es in einer Innenstadt irgendwie sauber und cool zugeht. Denn selbst die Ramsch-Zielgruppe weiss doch auch, wie schick es ist, das neueste Smartphone zu besitzen – oder nicht?

Man könnte sich sogar vorstellen, dass das Schlendern über längere Sicht hinweg auch dazu beitragen kann, die Dinge um sich herum aus einer anderen Perspektive zu betrachten, und Stil und Qualität dann auf eine ganz andere Art und Weise eine neue Bedeutung bekommt – weil man eben anders wahrnimmt.

Wies um das Shoppen bestellt ist, zeigt auch die arte-Doku »Auslaufmodell Supermarkt«. Eine Katastrophe, die sich da abspielt und die so eigentlich nicht mehr unterstützt werden sollte.

Links zum Thema:

Schlendern ist Luxus – Ulla Meinecke
Bericht des HR über die Innenstädte Deutschlands
Arte Doku – Frohes Fest für alle

Herzliche Grüße

Christian Götz
Marke Mensch Natur GmbH, Karlsruhe
Gesellschaftsdesign

Die Wohltat des Schlenderns für Mensch und Stadt.
Die Wohltat des Schlenderns für Mensch und Stadt.

Schlendern ist Luxus.

Ja, willkommen in der Ruhe. Früher tauchte in Verbindung mit dem Schlendern auch gerne das Flanieren auf. Durch die Stadt flanieren. Heute auf neudeutsch trifft man auch auf den Begriff »Waldbaden« und setzt dann gleich mal wieder unnötig einen drauf tendiert schon wieder so etwas in diese Öko-Ecke hinein. Aber gut, jedem das Seine. Interessanter Weise trifft man auf Google auch sehr schnell auf den deutschen Sänger Konstantin Wecker, der mit seinem Song schon förmlich zum »Schlender-Platzhirsch« geworden ist. Aber auch die Sängerin Ulla Meinecke widmet sich dem Schlendern und nennt ihren Song »Schlendern ist Luxus«, was wieder ein Post des Videos wert ist, da schon alleine der Titel des Songs voll und ganz in die Wunde unserer Gesellschaft passt.

Der Dampf in den Gassen einer Stadt.

Bei uns in der Agentur, Marke Mensch Natur aus Karlsruhe, haben wir das Schlendern im Sommer 2019 eingeführt. Wenn es passt und sich alles frei und ungezwungen anfühlt, dann darf man ab Freitag Nachmittag auch einfach mal gerne gemütlich rüber in den Park oder in den Wald schlendern. Oder auch direkt durch die City, um einfach mal wieder etwas angestrengte und gesellschaftskritische Luft einzuatmen. Sozusagen um den Dampf in den Gassen zu spüren, der sich durch die überhetzten Seelen der Stadt angestaut hat, die scheinbar nicht mehr so recht zur Ruhe kommen können oder wollen. Jene Dinge achtsam wahrnehmen und betrachten, die einen stören, um dem eigenen Organismus zu signalisieren, was ihm eigentlich nicht gut tut. Eben lernen und reifen durch das bewusste Wahrnehmen.

Bild – Alleine sitzender Mann am Straßenrand

Schlendern für die Achtsamkeit und die geistige Beweglichkeit.

In unserem Beruf muss man immer wieder mal etwas absolut Gegenteiliges tun, um die Kreativität entweder zu entladen (zu viel im Kopf), oder sie wieder aufzuladen (Mattscheibe). Um aufnahmefähig zu bleiben, darf der Mensch nicht unter permanentem Druck funktionieren, ansonsten kann das bewirken, dass er irgendwann »durchknallt oder ausflippt« oder von innen förmlich zerfressen wird, weil der unterdrückte »Dampf im Kessel« aufgrund gelernter und manierlicher Gesellschaftsregeln kein Ventil findet. Für die geistige Beweglichkeit kann schlendern z.B. für uns als Designer etwas sehr vorteilhaftes sein. Und da jeder irgendwo ein Gestalter ist, ist diese geistige Beweglichkeit nicht nur für Designer von Vorteil.

Bild – stilvoll gekleideter Mann in einem nostalgischen Plattenladen

Schlendern fürs Gemüt.

Durch den Alltag „schlendern“ – wer macht das heute überhaupt noch? Und zwar so, dass er kein schlechtes Gewissen dabei hat, die Zeit arbeitet dagegen und man verpasst womöglich etwas. Schlendern Rentner locker und flockig durch den Alltag? Oder schleppen die sich mehr und warum? Diese Frage gründet auf Beobachtungen, die man auf den Straßen unserer Gesellschaft wahrnehmen darf. Aus dem Gedanken des losgelösten Schlenderns, entsprang auch unser Gedanke, dass Schlendern nichts anderes ist wie „Loslassen“ und „Entspannen“.

Bild – Menschen laufen auf der Straße

Heisst – es ist ein Ansatz der zu Heilung der inneren Welt beitragen kann. Nein, nicht kann, sondern beiträgt, wenn man es richtig macht. Alleine für sich selbst zu schlendern ist supertoll. Diese Ruhe im Wald oder sonst wo, dieses Nichtstun, diese immer mehr zunehmende Erholung und Befreiung von Alltagslasten. Endlich mal den ganzen Scheiss abzuschütteln und sozusagen „Rauszuschleudern, äh zu Schlendern“, was den Körper verhärtet. Die tägliche Büro-Hockerei sollte mehr zur Lockerei werden – immer mal wieder, und eigentlich so oft es geht.

Bild – ein junger Typ raucht eine E-Ziggarette

Gemeinsam schlendern. Geht das überhaupt?

Wer einmal zu zweit oder in einer Gruppe bewusst sagt »lasst uns schlendern«, der wird meistens feststellen, das jede Person mit ihrem eigenen Energielevel unterwegs ist – oder nennen wir es lieber »Anspannungslevel«. Während die eine Person schon recht gemütlich läuft, zieht die anderen vielleicht schon drei Schritte voraus davon. Wirkliche Langsamkeit muss schon fast wieder gelernt oder trainiert werden. Die meisten werden sich dann aber fragen, warum sie das überhaupt tun sollen? Die Gegenfrage könnte lauten: »Quälen Dich manchmal irgendwelche Verspannung in Deinem Körper?« Anspannung und Entspannung sind sehr eng miteinander verbunden und es ist gut, beide Gefühl im Körper zu kennen und sie vor allem auch richtig und bewusst wahrnehmen zu lernen. Erst dann lässt sich beurteilen, in welchem Zustand man sich aktuell befindet.

Gemeinsam schlendern geht schon – sofern alle Lust und Laune darauf haben als »Schlender-Gäng« einfach mal drauf los zu ziehen. Einfach mal los schlendern. Im Wald, in Parks, in der Fußgängerzone, durchs Kaufhaus, einfach überall dort, wo man mit beiden Füßen auf dem Boden stehen, und sich irgendwie schlendernd fortbewegen kann.

Bild – zwei Jungs mit Rucksack und Gitarre über der Schulter laufend auf der Straße

Man kann gemeinsam zu einem Café schlendern, oder durch die halbe Stadt, um neue Orte zu entdecken. Man kann schlendern und glotzen, schlendern und lachen, schlendern und tratschen, schlendern und hören, schlendern und riechen, schlendern und entdecken, schlendern und singen, schlendern und hüpfen, schlendern und schweigen oder schlendern und sich wundern. :) Vor allem letzteres ist ein netter Nebeneffekt, der sich beim Schlendern einstellt – das Wundern. Man wundert sich zum Einen, warum man überhaupt nicht mehr schlendert? Denn es tut doch eigentlich auch gut. Oder man wundert sich, weil keiner mehr schlendert um einen herum, sondern nur noch hetzt und schon fast rennt. Man wundert sich, dass man vor dem Schlendern körperlich angespannter war, und wundert sich noch mehr, warum sich viele andere so angespannt durch die Welt bewegen? Man wundert sich, warum man plötzlich das Gefühl von mehr Zeit hat, obwohl man zu Beginn innerlich am liebsten schon wieder etwas anderes gemacht hätte. Man wundert sich, warum die Wahrnehmung feiner wird, und man fragt sich irgendwann, warum man eigentlich nicht schon früher zum Schlenderheimer geworden ist?

Schlendershopping – mitmachen erlaubt.

Eine Idee für jede Stadt wäre doch eigentlich, einmal ganz bewusst Schilder aufzustellen auf denen steht »Schlendern erlaubt«. Ein Aufruf zu weniger Hetzterei in der City, zu mehr Coolness und zu mehr Aufmerksamkeit gerade auch mal vor jenen Geschäften Halt zu machen und wieder in den »Entdeckungsmodus zu gehen«, an denen man förmlich »vorbei rennt«. Vielleicht kann das Schlendern durch die City so auch dem Einzelhandel zu neuen und inspirierten Kunden verhelfen, die plötzlich wieder mehr lokal einkaufen, anstatt jede Kleinigkeit in den großen Online-Shops zu bestellen. Wie es um die Innenstädte bestellt ist, zeigt ein kurzer Bericht in Zeiten von Corona.

Voraussetzung wäre dabei, dass sich der Einzelhandel und die Stadt dabei irgendwie einig wären. Wieder mehr auf Stil, Qualität und Service in der Innenstadt zu setzen, was in vielen Städten inzwischen leider schon am Aussehen der Ladengestaltung scheitert. Zu viel Ramsch, zu viel billig zu wenig Bock. Doch auch Ramsch darf am Ende einen gewissen Stil haben, denn jeder hat doch irgendwie auch seine Zielgruppe. Und all diese Zielgruppen lieben es doch auch, wenn es in einer Innenstadt irgendwie sauber und cool zugeht. Denn selbst die Ramsch-Zielgruppe weiss doch auch, wie schick es ist, das neueste Smartphone zu besitzen – oder nicht?

Man könnte sich sogar vorstellen, dass das Schlendern über längere Sicht hinweg auch dazu beitragen kann, die Dinge um sich herum aus einer anderen Perspektive zu betrachten, und Stil und Qualität dann auf eine ganz andere Art und Weise eine neue Bedeutung bekommt – weil man eben anders wahrnimmt.

Wies um das Shoppen bestellt ist, zeigt auch die arte-Doku »Auslaufmodell Supermarkt«. Eine Katastrophe, die sich da abspielt und die so eigentlich nicht mehr unterstützt werden sollte.

Links zum Thema:

Schlendern ist Luxus – Ulla Meinecke
Bericht des HR über die Innenstädte Deutschlands
Arte Doku – Frohes Fest für alle

Herzliche Grüße

Christian Götz
Marke Mensch Natur GmbH, Karlsruhe
Gesellschaftsdesign

Die Wohltat des Schlenderns für Mensch und Stadt.
Die Wohltat des Schlenderns für Mensch und Stadt.

Bild – Wohnraumsituation
Bild – Person steigt die ausgeklappte Treppe hinauf

Schlendern ist Luxus.

Ja, willkommen in der Ruhe. Früher tauchte in Verbindung mit dem Schlendern auch gerne das Flanieren auf. Durch die Stadt flanieren. Heute auf neudeutsch trifft man auch auf den Begriff »Waldbaden« und setzt dann gleich mal wieder unnötig einen drauf tendiert schon wieder so etwas in diese Öko-Ecke hinein. Aber gut, jedem das Seine. Interessanter Weise trifft man auf Google auch sehr schnell auf den deutschen Sänger Konstantin Wecker, der mit seinem Song schon förmlich zum »Schlender-Platzhirsch« geworden ist. Aber auch die Sängerin Ulla Meinecke widmet sich dem Schlendern und nennt ihren Song »Schlendern ist Luxus«, was wieder ein Post des Videos wert ist, da schon alleine der Titel des Songs voll und ganz in die Wunde unserer Gesellschaft passt.

Der Dampf in den Gassen einer Stadt.

Bei uns in der Agentur, Marke Mensch Natur aus Karlsruhe, haben wir das Schlendern im Sommer 2019 eingeführt. Wenn es passt und sich alles frei und ungezwungen anfühlt, dann darf man ab Freitag Nachmittag auch einfach mal gerne gemütlich rüber in den Park oder in den Wald schlendern. Oder auch direkt durch die City, um einfach mal wieder etwas angestrengte und gesellschaftskritische Luft einzuatmen. Sozusagen um den Dampf in den Gassen zu spüren, der sich durch die überhetzten Seelen der Stadt angestaut hat, die scheinbar nicht mehr so recht zur Ruhe kommen können oder wollen. Jene Dinge achtsam wahrnehmen und betrachten, die einen stören, um dem eigenen Organismus zu signalisieren, was ihm eigentlich nicht gut tut. Eben lernen und reifen durch das bewusste Wahrnehmen.

Bild – Alleine sitzender Mann am Straßenrand

Schlendern für die Achtsamkeit und die geistige Beweglichkeit.

In unserem Beruf muss man immer wieder mal etwas absolut Gegenteiliges tun, um die Kreativität entweder zu entladen (zu viel im Kopf), oder sie wieder aufzuladen (Mattscheibe). Um aufnahmefähig zu bleiben, darf der Mensch nicht unter permanentem Druck funktionieren, ansonsten kann das bewirken, dass er irgendwann »durchknallt oder ausflippt« oder von innen förmlich zerfressen wird, weil der unterdrückte »Dampf im Kessel« aufgrund gelernter und manierlicher Gesellschaftsregeln kein Ventil findet. Für die geistige Beweglichkeit kann schlendern z.B. für uns als Designer etwas sehr vorteilhaftes sein. Und da jeder irgendwo ein Gestalter ist, ist diese geistige Beweglichkeit nicht nur für Designer von Vorteil.

Bild – stilvoll gekleideter Mann in einem nostalgischen Plattenladen

Schlendern fürs Gemüt.

Durch den Alltag „schlendern“ – wer macht das heute überhaupt noch? Und zwar so, dass er kein schlechtes Gewissen dabei hat, die Zeit arbeitet dagegen und man verpasst womöglich etwas. Schlendern Rentner locker und flockig durch den Alltag? Oder schleppen die sich mehr und warum? Diese Frage gründet auf Beobachtungen, die man auf den Straßen unserer Gesellschaft wahrnehmen darf. Aus dem Gedanken des losgelösten Schlenderns, entsprang auch unser Gedanke, dass Schlendern nichts anderes ist wie „Loslassen“ und „Entspannen“.

Bild – Menschen laufen auf der Straße

Heisst – es ist ein Ansatz der zu Heilung der inneren Welt beitragen kann. Nein, nicht kann, sondern beiträgt, wenn man es richtig macht. Alleine für sich selbst zu schlendern ist supertoll. Diese Ruhe im Wald oder sonst wo, dieses Nichtstun, diese immer mehr zunehmende Erholung und Befreiung von Alltagslasten. Endlich mal den ganzen Scheiss abzuschütteln und sozusagen „Rauszuschleudern, äh zu Schlendern“, was den Körper verhärtet. Die tägliche Büro-Hockerei sollte mehr zur Lockerei werden – immer mal wieder, und eigentlich so oft es geht.

Bild – ein junger Typ raucht eine E-Ziggarette

Gemeinsam schlendern. Geht das überhaupt?

Wer einmal zu zweit oder in einer Gruppe bewusst sagt »lasst uns schlendern«, der wird meistens feststellen, das jede Person mit ihrem eigenen Energielevel unterwegs ist – oder nennen wir es lieber »Anspannungslevel«. Während die eine Person schon recht gemütlich läuft, zieht die anderen vielleicht schon drei Schritte voraus davon. Wirkliche Langsamkeit muss schon fast wieder gelernt oder trainiert werden. Die meisten werden sich dann aber fragen, warum sie das überhaupt tun sollen? Die Gegenfrage könnte lauten: »Quälen Dich manchmal irgendwelche Verspannung in Deinem Körper?« Anspannung und Entspannung sind sehr eng miteinander verbunden und es ist gut, beide Gefühl im Körper zu kennen und sie vor allem auch richtig und bewusst wahrnehmen zu lernen. Erst dann lässt sich beurteilen, in welchem Zustand man sich aktuell befindet.

Gemeinsam schlendern geht schon – sofern alle Lust und Laune darauf haben als »Schlender-Gäng« einfach mal drauf los zu ziehen. Einfach mal los schlendern. Im Wald, in Parks, in der Fußgängerzone, durchs Kaufhaus, einfach überall dort, wo man mit beiden Füßen auf dem Boden stehen, und sich irgendwie schlendernd fortbewegen kann.

Bild – zwei Jungs mit Rucksack und Gitarre über der Schulter laufend auf der Straße

Man kann gemeinsam zu einem Café schlendern, oder durch die halbe Stadt, um neue Orte zu entdecken. Man kann schlendern und glotzen, schlendern und lachen, schlendern und tratschen, schlendern und hören, schlendern und riechen, schlendern und entdecken, schlendern und singen, schlendern und hüpfen, schlendern und schweigen oder schlendern und sich wundern. :) Vor allem letzteres ist ein netter Nebeneffekt, der sich beim Schlendern einstellt – das Wundern. Man wundert sich zum Einen, warum man überhaupt nicht mehr schlendert? Denn es tut doch eigentlich auch gut. Oder man wundert sich, weil keiner mehr schlendert um einen herum, sondern nur noch hetzt und schon fast rennt. Man wundert sich, dass man vor dem Schlendern körperlich angespannter war, und wundert sich noch mehr, warum sich viele andere so angespannt durch die Welt bewegen? Man wundert sich, warum man plötzlich das Gefühl von mehr Zeit hat, obwohl man zu Beginn innerlich am liebsten schon wieder etwas anderes gemacht hätte. Man wundert sich, warum die Wahrnehmung feiner wird, und man fragt sich irgendwann, warum man eigentlich nicht schon früher zum Schlenderheimer geworden ist?

Schlendershopping – mitmachen erlaubt.

Eine Idee für jede Stadt wäre doch eigentlich, einmal ganz bewusst Schilder aufzustellen auf denen steht »Schlendern erlaubt«. Ein Aufruf zu weniger Hetzterei in der City, zu mehr Coolness und zu mehr Aufmerksamkeit gerade auch mal vor jenen Geschäften Halt zu machen und wieder in den »Entdeckungsmodus zu gehen«, an denen man förmlich »vorbei rennt«. Vielleicht kann das Schlendern durch die City so auch dem Einzelhandel zu neuen und inspirierten Kunden verhelfen, die plötzlich wieder mehr lokal einkaufen, anstatt jede Kleinigkeit in den großen Online-Shops zu bestellen. Wie es um die Innenstädte bestellt ist, zeigt ein kurzer Bericht in Zeiten von Corona.

Voraussetzung wäre dabei, dass sich der Einzelhandel und die Stadt dabei irgendwie einig wären. Wieder mehr auf Stil, Qualität und Service in der Innenstadt zu setzen, was in vielen Städten inzwischen leider schon am Aussehen der Ladengestaltung scheitert. Zu viel Ramsch, zu viel billig zu wenig Bock. Doch auch Ramsch darf am Ende einen gewissen Stil haben, denn jeder hat doch irgendwie auch seine Zielgruppe. Und all diese Zielgruppen lieben es doch auch, wenn es in einer Innenstadt irgendwie sauber und cool zugeht. Denn selbst die Ramsch-Zielgruppe weiss doch auch, wie schick es ist, das neueste Smartphone zu besitzen – oder nicht?

Man könnte sich sogar vorstellen, dass das Schlendern über längere Sicht hinweg auch dazu beitragen kann, die Dinge um sich herum aus einer anderen Perspektive zu betrachten, und Stil und Qualität dann auf eine ganz andere Art und Weise eine neue Bedeutung bekommt – weil man eben anders wahrnimmt.

Wies um das Shoppen bestellt ist, zeigt auch die arte-Doku »Auslaufmodell Supermarkt«. Eine Katastrophe, die sich da abspielt und die so eigentlich nicht mehr unterstützt werden sollte.

Links zum Thema:

Schlendern ist Luxus – Ulla Meinecke
Bericht des HR über die Innenstädte Deutschlands
Arte Doku – Frohes Fest für alle

Herzliche Grüße

Christian Götz
Marke Mensch Natur GmbH, Karlsruhe
Gesellschaftsdesign

Bild – Das raumvonwert-Team
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